Auf Friedensfahrt Kurs 2013

Das Älterwerden lässt sich nicht mehr verleugnen

- Bericht: Lothar Belitz -

Im Jahr 2012 waren noch 5 Sportfreunde der LBB am Start, dieses Mal waren wir Jürgen Bremer und Lothar Belitz - nur zu Zweit dabei. Die anderen mussten leider gesundheitsbedingt diese Tour in diesem Jahr ausfallen lassen.
Los ging es auch in diesem Jahr in Leipzig, die weiteren Etappenorte waren Saalfeld – Bayreuth – Domazlice – Cheb - und zurück nach Saalfeld. Die Strecke war mit 710 km ähnlich lang wie 2012, aber rund 2.000 Hm mehr, und das sollte sich sehr bemerkbar machen.

08.05.2013: Leipzig - Dittrichshütte (Saalfeld)

164 km (geplant 152 km) - 1.700 Hm
Den offiziellen Start am Himmelfahrtstag waren zwei Etappen vorgeschaltet, wobei wir erst in Leipzig starteten. Wie im vorigen Jahr „erfreute“ mich der Straßenzustand in der „Heldenstadt“ von 1989. Hier und auch später in Zeitz kann mein „Soli“ bisher nicht angekommen sein. Die Route führte immer entlang der Weißen Elster über Zwenkau, Zeitz, um dann kurz vor Eisenberg in das idyllische Mühltal nach Bad Klosterlausnitz abzuzweigen. Mittlerweile zeigt der Tacho schon 85 Km an und das Buffet war immer noch nicht erreicht. Hinter der A 9 fanden wir es dann an einem Waldparkplatz, es wurde auch Zeit. Stadtroda – Freienorla – Uhlstädt mit der zweiten Verpflegungsmöglichkeit hießen die nächsten Orte, bevor wir dann Saalfeld erreichten. Das Ziel lag aber noch 15 km dahinter und die Profilskizze ließ Schlimmes ahnen. Irgendwie kamen wir von der geplanten Route ab und wurden mit einem 5 km langen und 10 % igen Anstieg auf der sehr stark befahrenen B 281 belohnt. Danach kamen noch einige giftige Rampen, und wir erreichten doch stark mitgenommen das spartanische Quartier gegen 17:30 Uhr.

09.05.2013: Dittrichshütte - Bayreuth

136 km (geplant 122 km) - 2.390 Hm
Die Hauptrichtung heute war Südost und da kam auch der Wind her. Hatten wir gestern anfangs noch eine Gruppe erwischt, waren wir heute von Anfang an unter uns. Viele Steigungen, Wind von vorn, kühle Temperaturen, sonnige Abschnitte, allerdings auch ein kräftiger Regenschauer waren die Merkmale der heutigen Etappe. Die größten Hindernisse des Tages waren aber die Steigungen des Thüringer Waldes mit dem Rennsteig und später des Frankenwaldes. Schmiedefeld, Spechtsbrunn, Rothenkirchen, Wallenfels, Untersteinach waren die wichtigsten Orte. In Bayreuth mussten wir durch die ganze Stadt, um zur Jugendherberge zu gelangen. Diese lag außerhalb des Zentrums und daher war nach ausgiebiger Radpflege und Jugendherbergsessen sowie wegen des aufkommenden Regens jeder Gedanke an einen Besuch der Wagnerstadt vergessen. Auch die schwere Strecke hatte nicht gerade Lust auf weitere Ausflüge geweckt. Derartige giftige Rampen, die mich sogar zu einem kurzen Fußweg veranlassten, war ich schon lange nicht gefahren. Oder werde ich doch langsam zu alt für derartige Touren? Viele Teilnehmer waren unserer Meinung, der Streckenplaner hatte dieses Mal zu viel gewollt. Übrigens die Letzten erreichten erst nach dem Abendessen das Ziel und wären beinahe, da es in Bayerns Jugendherbergen strenge Essenszeiten gibt, hungrig ins Bett gegangen, aber der Veranstalter holte aus seinem Vorräten noch einiges heraus.

10.05.2013: Bayreuth - Domazlice (Taus)

147 km (geplant 136 km) - 2.065 Hm
Schon in der Nacht hatte es begonnen zu regnen und die Prognosen versprachen auch nicht viel Gutes. Es half alles nichts, wir mussten ja weiter und die Etappe schien auch nicht viel leichter zu sein als die gestrige. Anfangs noch in der Gruppe, als es durch kleine Straßen/Wege abseits der B 22 ging, dann war es vorbei, und wir waren wieder nahezu allein. In Neustadt am Kulm hätte mich beinahe ein „Dörfler“ mit seinem plötzlichen Wendemanöver vom Rad geholt. Dank Mary aus Dresden, die wir zwischenzeitlich getroffen hatten, fuhren wir in kürzester Zeit durch Weiden, um dann endlich das Buffet zu erreichen. Zwischenzeitlich waren Nässe und Kälte bei Temperaturen um 10 Grad in alle Körperteile gezogen, sodass ich nur mit großen Schwierigkeiten Schalten und auch Bremsen konnte. Endlich ab km 80 hörte der Regen auf, aber es wurde nicht wärmer, sodass wir an der Grenze nach Tschechien erstmal einkehrten, um eine herrliche Knoblauchsuppe zu uns zu nehmen. Der restliche Streckenteil zeichnete sich durch schlechte Straßen und einsame Dörfer aus. Im Hotel erfuhren wir, dass der LKW mit dem gesamten Gepäck von einem entgegenkommenden Trecker in den Straßengraben gedrängt wurde und daher fahruntauglich war. In kürzester Zeit mussten für heute und die restlichen Tage Ersatzfahrzeuge aufgetrieben werden, eine logistische Meisterleistung für Peter Scheunemann, den Veranstalter. Außerdem waren wohl 4 Sportfreunde der schnellen Gruppe an einem Bahnübergang gestürzt. Der am Hotel vorbei fließende Bach wurde von allen zum Säubern der völlig verdreckten Räder genutzt.

11.05.2013: Domazlice - Cheb (Eger)

135 km (geplant 108 km) - 1.580 Hm
In den Vorjahren gab es immer einen gemeinsamen Start und die ersten km wurden gemeinsam gefahren. Das alles gab es in diesem Jahr nicht, jeder war auf sich allein gestellt und musste mit den ausgehändigten Plänen klar kommen. So war es nicht verwunderlich, dass wir auch heute wieder etliche Mehrkilometer am Ziel auf dem Tacho hatten. Das Hotel lag außerhalb der Stadt und etliche munkelten etwas von einem gemeinsamen Treffpunkt in Domazlice. Wir beide hatten uns darauf verlassen und waren dann verlassen. Da wir die falsche Stadtausfahrt erwischten und dies auch erst nach einigen Kilometern bemerkten, waren wir auch heute bis zur Mittagszeit auf uns allein gestellt. Schien anfangs noch die Sonne, zeigte uns der sich ständig verdunkelnde Himmel, was demnächst zu erwarten war. Kurz vor Tachov (Taus) war es dann soweit: Ein Wolkenbruch vom Feinsten prasselte auf uns nieder. Kurz vor dem vorgesehenen Buffet auf dem Marktplatz sahen wir mehrere Unterstände. Sofort anhalten und unterstellen, und es gab sogar Rostbratwürste und Tee mit „Zusatz“. Beides konnten wir dank unserer Sprachkenntnisse in kürzester Zeit erhalten. Tatsächlich war das Unwetter nach 30 Minuten zu Ende, und wir setzten uns wieder auf die Räder. Der Rest ist kurz berichtet: Überschwemmte und wieder schlechte Straßen, erneuter Umweg (unser Kartenmaterial war kaum noch zu entziffern), die restlichen 30 km dann auf der Nationalstraße bei wenig Verkehr immer abwärts hinein nach Cheb. Fuhren wir im vorigen Jahr durch Cheb durch, war dieses Mal die Herausforderung, das Hotel zu finden. Dies gelang uns auch nach etlichen Fragerunden. Das Hotel war erstklassig, allerdings mit einer funktionslosen Heizung. Heute machten wir endlich mal einen Spaziergang durch die Fußgängerzone und beendeten den Abend mit Bier und Becherovka‎ in einem kleinen Lokal.

12.05.2013: Cheb (Eger) - Saalfeld

127 km (auch so geplant) - 1.530 Hm
Trotz des gestern Abend genommenen Schlummertrunks, konnten wir beide nicht einschlafen. Denn aufgrund der bisherigen Etappen und der gefahrenen Zeiten kamen uns große Zweifel, ob wir rechtzeitig in Saalfeld ankommen, um die geplanten Zugverbindungen zu erreichen. Aber vorweg gesagt, wir schafften es –warum auch immer – völlig problemlos und konnten sogar einen früheren Zug erreichen. So hatten wir beim Umsteigen in Leipzig reichlich Zeit für eine umfangreiche Mahlzeit. Es wird niemand verwundern, dass wir auch heute schon kurz nach dem Start wieder auf uns allein gestellt waren. Die Fahrtrichtung hieß für den ganzen Tag Nordwest. Nach einigen kurzen Problemen fanden wir auch die richtige Straße nach Franzensbad und weiter nach As. Plötzlich - warum auch immer - fuhren wir zu anderen Teilnehmern, darunter auch dem Routenplaner, auf. Für den Übertritt nach Deutschland hatte er sich etwas Besonderes ausgedacht. Es konnte nur heißen: Der Weg ist das Ziel, von einer Straße war nichts zu sehen. Hier musste früher die „Grüne Grenze“ gewesen sein. Dann aber auf bayrischen Straßen ging es in rasender Fahrt hinein nach Rehau und dann nach Hof. Zwischenzeitlich hatte das Wetter es sich anders überlegt: Starker Regen und Temperaturen von nur noch 10 Grad erschwerten auch heute das Fahren. Hinter Hof hörte es dann zwar auch, dafür standen aber unzählige Steigungen auf dem Programm. Nach dem Buffet ging es dann endlich aber steil bergab zur Saale und zum Ende des Rennsteiges in Bad Blankenburg. Jürgen sage noch: Jetzt fahren wir nur noch im Tal. Aber er hatte wohl nicht mit dem Routenplaner gerechnet (der muss bei mir gelernt haben). Bis Bad Lobenstein gab es noch mehrere giftige Anstiege. Auf Anraten eines Teilnehmers veränderten wir die vorgesehene Strecke ab Lobenstein und fuhren geradewegs über die B 90 und B 85 zum Tagesziel nach Saalfeld. Gepäck nehmen, auf Duschen verzichten und zum Bahnhof. Da wir frühzeitig am Bahnhof waren und der Zug dort einsetzte, gab es auch kein Platzproblem. Ab Leipzig fuhren wir dann - glücklicherweise vorreserviert - im überfüllten Interconnex zurück nach Berlin Südkreuz.

Fazit: 9.265 Hm, 34 Std Fahrzeit, Schnitt 21,0

Die Zahlen sprechen für sich. Für mich war es die fünfte und gleichzeitig die letzte Teilnahme. Irgendwann muss man zur Einsicht kommen, das Alter lässt sich nicht mehr verleugnen. Obwohl es nach den ersten beiden Tagen doch zufriedenstellend liefg. Allein die unterschiedlichen Landschaften in Sachsen, Thüringen, Bayern und Tschechien wogen die vielen Strapazen auf. Aber ich merke auch kritisch an: Bei der diesjährigen Tour fehlte die Kameradschaft und die Rücksicht untereinander. Vielleicht war es in den Vorjahren auch schon so, aber es fiel nicht auf, da die BSG mit mehreren Sportfreunden vertreten war.