Route du Nord vom RC Hattersheim

- Bericht: Lothar Belitz, Fotos: Karl-Heinz Petri, Christa Matznick, Dorothee Meyer-Karweg -

Etappenfahrt 2011 von Hattersheim nach Lübeck

Es ist schon längere Zeit Usus, dass sich die "Landesbänker" und die "Hattersheimer" jedes Jahr zu Etappenfahrten treffen. In diesem Jahr war der RC Hattersheim für die Organisation zuständig, es war ihre 7. Tour und sie führte von Hattersheim in 8 Tagen über Bad Bertrich, Altenkirchen, Winterberg, Hofgeismar, Bad Sachsa, Königslutter und Bleckede zum Zielort Lübeck. Beim Lesen der Städtenamen konnte man schon ahnen, dass es bestimmt nicht nur flach sein würde, gerade die Mittelgebirge warten schon mal mit höheren Steigungsprozenten auf, aber das Tolle am Radfahren ist ja: nach jedem Berg geht es auch wieder bergab.

Für die Streckenplanung zeichneten der Tourleiter Karl-Heinz Petri, der langjährige Organisator der anderen Etappenfahrten Klaus Stangl sowie aus Berlin Lothar Belitz verantwortlich.

Die Strecken waren unter www.gpsies.com ins Internet gestellt worden, sodass diese auch auf die neuen Techniken = Garmin übertragen werden konnten und Fehlleitungen nahezu ausgeschlossen waren.

03.09.2011: Hattersheim - Bad Bertrich, 146 km, 1.165 Hm

Am 03.09. zu einer für Berliner unchristlichen Zeit um 07:00 Uhr (warum nur?) starteten 10 Hattersheimer, darunter mit Dorothee und Kerstin zwei weibliche Starterinnen, sowie 5 "Bänker" (Lothar, Michael, Klaus M., Uwe und Günter) sowie der Chef der Berliner Idunen Horst bei Sonnenschein zum ersten Teilstück. Auf Rad- bzw. Wirtschaftswegen wurde dem Autoverkehr ausgewichen, was sich allerdings bei Durchfahrt Wiesbaden nicht vermeiden ließ. Kurzfristig war eine zusätzliche Pause in Östrich-Winkel beim Bruder von Karl-Heinz angesetzt worden. Nach dem leckeren Kuchenangebot wurde auch schon mal das erste Glas Wein probiert, als ein Doppelpfiff diese Pause beendete, wollten wir uns gar nicht trennen, aber der Weg ins Ziel war noch weit. In Rüdesheim wurde über den Rhein übergesetzt, und dann fuhren wir den Rheinradweg von Bingen bis Oberwesel. Es war ein gemütliches Einrollen bei ständig ansteigenden Temperaturen. Bedingt durch zahlreiche andere Radtouristen war höchste Konzentration angesagt.

In Oberwesel konnten wir erstmals das von Christa, Gabriele und Klaus R. direkt am Rheinufer aufgebaute Buffet verköstigen. Danach war es dann mit dem Einrollen vorbei und der erste längere Anstieg stand auf dem Programm. Schnell bildeten sich die einzelnen Gruppen und das "Grupetto" war schnell gefunden, denn so ging es nun weiter, ständig bergauf und bergab. Die Spitzenfahrer warteten dann immer wieder bis alle Anschluss gefunden hatten und das blieb auch so in den weiteren Tagen. Die Belohnung war dann eine 8 km lange kurvenreiche Abfahrt nach Zell an der Mosel. Die letzten km fuhren sich sehr gemütlich, bis Horst mit einem Reifendefekt die Zeit bis zur verdienten Erfrischung am Ziel noch verlängerte.

Streckenführung der 1. Etappe

04.09.2011: Bad Bertrich - Altenkirchen, 120 km, 1.780 Hm

Schon am zweiten Tag stand die Etappe mit den zweithöchsten Höhenmetern auf dem Programm, die auch gleich nach dem Start begannen. Dann wechselten sich herrliche Ausblicke über die Vulkaneifel mit waldreichen Stücken ab. Den höchsten Punkt erreichten wir schon nach 25 km bei 546 m. Gern hätte ich an einigen Stellen mal kurz angehalten, so zum Beispiel in Monreal vor der riesigen Burganlage, der noch zahlreiche folgen sollten. Die Mittagspause sollte ursprünglich in Maria Laach am Laacher See sein, aber man kam nicht direkt an den See heran und alle Parkplätze waren – es war Sonntag und herrliches Sonnenwetter – überfüllt.

Schließlich wurde am Ende einer längeren Steigung noch ein fast freies Plätzchen gefunden. So gestärkt folgte dann eine fast 10 km lange Abfahrt hinab zum Rhein, der wieder mittels Fähre überquert wurde. Nun standen die Steigungen des Westerwaldes bevor, begleitet von langen Waldstücken und vor allen Dingen gab es kaum Autoverkehr. Dank der Navigationsgeräte fanden wir auch schnell das Hotel (Spitzenhotel), es hatte nur einen kleinen Nachteil: es lag außerhalb der Stadt. Allerdings ließ die gemütliche Bierbar das schnell vergessen machen und die Zeit verging wie im Fluge.

Streckenführung der 2. Etappe

05.09.2011: Altenkirchen - Kahler Asten (Winterberg), 124 km, 2.030 Hm

Die heutige Etappe wurde als Königsetappe klassifiziert, schließlich standen Westerwald, das Sauerland und die Bergankunft am Kahlen Asten auf dem Programm. Mittlerweile hatten sich die Temperaturen auf 20 Grad eingependelt und auch der Wind kam weiterhin aus Südwest, endlich mal aus der richtigen Richtung, denn unsere Hauptrichtung war Nordost. Lange blieb mir die 3 km lange Abfahrt hinab nach Betzdorf in Erinnerung, ständig gab es Hinweise auf die wirklich gefährliche Abfahrt mit bis zu 14 % Gefälle, sogar gesonderte Bremsspuren für LKW sind hier vorgesehen. Glücklicherweise war es heute trocken. Nach 35 km erreichten wir mit Nordrhein-Westfalen das dritte Bundesland. Da wir uns im Großraum Siegen befanden, hatten wir es jetzt für etliche km leider mit einem hohen Verkehrsaufkommen vor allen Dingen mit LKW zu tun. Ab km 60 war das aber auch vorbei und nun fuhren wir ins Rothaargebirge schon mal bis auf 630 m bei km 97 hinauf.

Mit der letzten Pause stärkten wir uns vor dem Schlussanstieg zum Kahlen Asten, es war nun auch merklich kühler geworden. Vorher gab es aber noch eine Abfahrt nach Schmallenberg, danach wurde es ernst. Bis zum Kahlen Asten waren 500 Höhenmeter zu überwinden, die sich - fand ich zumindest - aber gut fahren ließen. Der Leidtragende war ein überlanger LKW, der Holz geladen hatte und nun jeden von uns überholen musste, was sich bei der kurvenreichen Straße nicht einfach gestaltete. Wie nicht anders zu erwarten, war es oben kalt und vom Wind ganz zu schweigen. Die Wartezeit auf das Grupetto verbrachten wir in einer Garage und dann gab es endlich den verdienten Bergsekt. Das Hotel war klein aber fein, Essen, Bedienung und Getränke auch. Na ja es war dann wie immer: auch an der Bar gab es ein Grupetto.

Streckenführung der 3. Etappe

06.09.2011: Kahler Asten - Hofgeismar, 110 km, 1.270 Hm

Hätte man im Vorfeld nur auf das Profil geschaut: Start bei 800 m – Ziel bei 100 m, wäre man zu dem voreiligen Schluss gekommen: Nur bergab, was soll schon sein, aber weit gefehlt. Mit starken Winden verbunden mit unangenehmen Böen, Temperaturen um 10 Grad, aber Sonne und wunderbare weite Ausblicke begann der heutige 4. Tag. 10 km mit einer Höhendifferenz von 400 m, so ging es los, dann endlich die erste Steigung, Gelegenheit sich wieder etwas zu erwärmen. Danach wechselten mehrfach die Landesgrenzen von Nordrhein-Westfalen und Hessen, was vermutlich die wenigsten meiner Mitfahrer/innen bemerkten. Heute gab es eine Streckenänderung, da wir in Flechtdorf Pause auf einem Bauernhof machten. Der Grund dafür: in unmittelbarer Nähe hat Klaus Stangl die ersten Kindheitsjahre nach der Vertreibung aus Liberec verbracht.

Danach erwartete uns sogleich eine deftige Steigung auf ausnahmsweise mal schlechteren Straßenbelag. Später bei Warburg gab es die ersten und einzigen Differenzen zwischen dem ausgehändigten sowie den im Netz eingestellten Streckenplan, was zum zeitweisen Abhandenkommens eines Sportfreundes sorgte, den wir erst wieder im Hotel bei einem Bier trafen. Wir anderen suchten den ordnungsgemäß eingerichteten Pausenort und mussten daher wieder wenige km zurück fahren. Zur Abwechslung wurde am Abend vom Büfett gegessen, was auch schnell alle war.

Streckenführung der 4. Etappe

07.09.2011: Hofgeismar - Bad Sachsa, 125 km, 1.555 Hm

Das heutige Teilstück bot nur wenige Flachstücke, ständig wechselten sich Steigung und Gefälle ab, den richtigen "runden" Tritt konnte man nur schwer finden. Außerdem wurden die Ballungsgebiete Kassel und Göttingen umfahren, was zahlreiche Richtungsänderungen mit sich brachte. Um nicht auf der B 3 zu fahren, wichen wir für 10 km lauf den Fuldaradweg aus, der allerdings von der Streckenführung gewöhnungsbedürftig war. Kurz vor Hann.Münden wechselten wir von Hessen nach Niedersachsen.

Eine ausgiebige Pause am Weserstein war dann angesagt, bevor es kräftig nach oben ging, denn egal in welche Richtung man Hann.Münden verlässt, man kann es nur bergauf verlassen. Hinter Duderstadt fuhren wir erstmals für ca. 20 km durch Thüringen, wobei uns auch eine Baustelle nicht stoppen konnte. Das Hotel lag oberhalb am Ortsrand von Bad Sachsa, das war nicht das Problem, sondern dass es vorher erst hinab in den Ort ging war das schwierige. Mit großer Besorgnis wurde dann abends die Wetterprognosen der nächsten Tage angesehen, sie ließ Böses ahnen.

Streckenführung der 5. Etappe

08.09.2011: Bad Sachsa - Königslutter, 114 km, 1.065 Hm

So wie am Vorabend angekündigt kam es auch: Dauerregen und nur noch 10 Grad. Diskussionen, ob der heutige Abschnitt nicht doch besser mit der Bahn absolviert werden sollte, begannen und es hatte sich schon eine Zugfraktion gebildet. Erstaunlicherweise hielten diese Überlegungen nicht lange an und mit Regenjacken, langen Hosen, Überschuhen versehen bestiegen bis auf eine gesundheitsbedingte Ausnahme alle anderen aufs Rad. Als Kompromisslösung wurde der Abstecher über St. Andreasberg gestrichen und von Bad Lauterberg bis Braunlage auf der B 27 gefahren, was bei geringen PKW Aufkommen auch kein Problem war. Hinter Braunlage wieder nach Thüringen Richtung Elend, Schierke wurde links liegen gelassen und am Bahnhof Drei Annen Hohne konnten wir uns mit einer warmen Ebsensuppe aufwärmen.

Es folgte dann das Schwierigste: mit nassen Sachen eine 10 km lange Abfahrt hinunter nach Wernigerode und dort man glaubt es kaum, trockene Straßen und die Sonne kam heraus. Dafür fuhren wir 10 km in westliche Richtung und hatten mit dem starken Wind zu kämpfen, dies sollte an anderer Stelle aber noch viel schlimmer werden. Die letzte Pause machten wir an einem Sportplatz in Hessen (das Dorf heißt wirklich so). Vor dem heutigen Tagesziel in Königslutter standen noch der starke Seitenwind sowie der Tetzelstein im Wege.

Streckenführung der 6. Etappe

09.09.2011: Königslutter - Bleckede, 148 km, 360 Hm

Für die letzten beiden Tage gab es nur eine Richtung: Geradeaus. Reizvolle Streckenabschnitte wurden – das ist meine subjektive Meinung – nun immer weniger, auch das Wetter wurde nicht wieder besser. In Erinnerung ist mir ein Abschnitt über 15 km geblieben, der nur geradeaus führte. Es gab also wenig Abwechslung, daher schmerzten Rücken und Gelenke doch mehr und mehr. Schlussendlich überraschte uns auf den letzten Kilometern noch ein heftiger Regenguss, dementsprechend verdreckt erreichten Mensch und Material das Hotel.

Das Hotel war ein uraltes Fachwerkhaus und dementsprechend waren auch in einigen Zimmern Holzbalken, was aber zu keinen nachteiligen Verletzungen führte und sich gut zum Aufhängen der nassen Sachen eignete. Das Essen war reichlich und auch über das Frühstück konnte nur Gutes gesagt werden, man musste nur etwas länger nach den einzelnen Zutaten suchen.

Streckenführung der 7. Etappe

10.09.2011: Bleckede - Lübeck, 100 km, 250 Hm

Nur noch 100 km bis zum Ziel der diesjährigen Etappenfahrt. Am Morgen statt der angekündigten Sonne, Nebel, diesig und später bis Büchen Nieselregen, danach dann aber sonnig bis zu 25 Grad. Die Höhepunkte des heutigen Tages waren zwei Defekte, die Besuche in Labenz bei Klara, dem Austragen des Till Eulenspiegel Bergpreises sowie ein ausgiebiges Holsteiner Schinkenfrühstück bei Karl (Vater von Gabriele), dem man seine 88 Jahre wahrhaftig nicht ansieht.

Die letzten 20 km waren dann schnell absolviert. In Lübeck stand noch eine Stadtführung auf dem Programm. Das Hotel war mit 4 Sternen versehen, allerdings fragten wir uns alle: Wer war dafür zuständig gewesen. Service und Abendessen incl. eines undefinierbaren Nachtisches hätten nicht mal einen Stern verdient. Auch die höfliche Bitte, unser Gepäck zum Bahnhof zu bringen wurde abschlägig beschieden. Schade.

Streckenführung der 8. Etappe

Abschließend können wir uns bei Karl-Heinz, Gabriele, Christa und Klaus R. für die tolle Tour und die umfangreiche Betreuung nur bedanken. Schnell waren bei uns die Strapazen, die nun einmal 990 km und fast 10.000 Höhenmeter mit sich bringen, vergessen.