Radfahren einmal anders

Auf dem Radweg Berlin-Usedom unterwegs

- Bericht: Lothar Belitz, Fotos: Lothar Belitz, Michael Stopfer -

Helmut und Lothar Belitz, Wolfgang Brachwitz und Jürgen Bremer hatten sich gemeinsam mit Handballfreunden des TSC Berlin und TUS Neukölln für eine Radtour der ganz anderen Art entschieden:

Der Weg ist das Ziel, das war das Motto der viertägigen Radtour von Bernau nach Ahlbeck. Ausnahmsweise nicht mit einem Rennrad ohne Gepäck viele Kilometer in kurzer Zeit absolvieren, sondern mit Trekking- oder Mountainbike mit Gepäcktaschen und bedingt dadurch im gemütlichen Tempo bei nicht allzu langen Etappen radeln: So waren wir auf dem Usedom-Radweg unterwegs.

14.06.2013: Bernau - Kerkow (Angermünde), 66 km

Gestartet wurde kurz nach 10:00 Uhr am Bahnhof in Bernau. Schon hinter Lobetal und später in Biesenthal fuhren wir auf einsamen Waldwegen und konnten die Natur genießen, so blieb es auch die anderen Tage. Die erste Pause mit Einkehr dann bei „Petras-Fischexpress“ in Eichhorst.
Fischbrötchen waren hier und auch an den anderen Tagen angesagt. Entlang des Werbellinsees nach Joachimsthal gab es dann doch die ein oder andere schwere Steigung zu bewältigen.

Schnell bemerkten wir den Unterschied zwischen den sonst gewohnten Rennrädern und den heute benutzten Drahteseln. Hinter Joachimsthal dann Differenzen über den weiteren Weg, wir nahmen natürlich den Umweg. An den nächsten Steigungen verabschiedete sich mein Schaltsystem; mit den benutzbaren Gängen waren doch einige Laufstrecken angesagt (in Kerkow fand ich aber noch eine freundliche Seele, die dieses Missgeschick bis zum nächsten Morgen wieder in Ordnung brachte). Da wir die Einkehr in Gramkow „umfahren“ hatten, gab es eine kurzfristig angesetzte Pause in Wolletz.

Gegen 16:30 Uhr erreichten wir dann das Ziel in Gut Kerkow.

15.06.2013: Kerkow - Schönwerder (Prenzlau), 63 km

Ein Teil des gestrigen Schlussstückes bildete heute den Anfang der Etappe. Der Radweg führt überwiegend auf befestigten Fahrradstraßen ohne jeglichen Autoverkehr. Die Eisenbahnstrecke Berlin – Stralsund war bis Seehausen unser ständiger Begleiter, auch etliche Steigungen ließen sich nicht vermeiden. Die Überfahrt über die A 11 zwischen Steinhöfel und Stegelitz stellte größere Anforderungen, der „Straßenbelag“ und die wechselnden Lichtverhältnisse verlangten fahrtechnisch schon Einiges. Am besten waren die Schilder „Straßenschäden“, wobei wir die Straße suchen mussten. Am Oberuckersee die erste Pause, die einige Sportfreunde zum Baden im denselbigen nutzten.

Die Milch macht's

Auch heute eine Panne: beim Sportfreund Dieter Waldau hatte sich eine Speiche verabschiedet. In Prenzlau wurde daher ein Fahrradladen gesucht, Sonnabend 15:00 nahezu aussichtslos. Die einen kamen zu einem umfangreichen Eisgenuss (oder Milch), die anderen suchten das zweite Geschäft, natürlich geschlossen. Der Inhaber des ersten geschlossenen Geschäftes kam zu seinem Leidwesen noch einmal vorbei und erstaunlich: Er war sofort zur Reparatur bereit, nach 30 Minuten nahmen wir dann die letzten 10 Km in Angriff.

„Hopsis Radlerglück“ war der Name des heutigen Quartiers, unser Glück war es nicht, aber Michael hatte uns vorgewarnt. Ein alter Bauernhof, bereits zum Teil renoviert, Mehrbettzimmer, zwei Duschen und eine Hühnersuppe, ungekühltes Bier (das änderte sich aber schnell) erwarteten uns.

16.06.2013: Schönwerder - Ückermünde, 68 km

Erinnerung an die Etappenfahrt 2010

Nach einer langen Nachtruhe – was sollte man auch sonst machen – und einem erstaunlich reichhaltigen Frühstück hieß es dann um 09:00 Uhr aufsitzen. Heute standen einige „Programmpunkte“ an:
Nach 6 Km die Käserei Bandelow, allerdings nahmen nur wenige die Gelegenheit wahr, Milch und Käse zu kosten. Nach weiteren 15 Km war ein kurzer Stopp im Gut Schmarsow vorgesehen, leider war niemand anwesend. Trotzdem konnten wir einen Blick in die Zimmer werfen: Einhellige Meinung das wär’s gewesen. Die 20 Km hätten wir gestern auch noch geschafft.

Der Rest ist kurz gefasst: Ein längerer unbefestigter Abschnitt durch die Ückerniederung, ein schwierige Überquerung der A 20, die Suche nach einer geeigneten Einkehrmöglichkeit in Pasewalk, Kaffeepause in Torgelow und ein eintöniger Schlussabschnitt von Eggesin nach Ückermünde. Bis zur „Pension am Rosengarten“ – klein aber fein – waren es noch einige Kilometer durch die Stadt. Abends trafen wir uns alle am Stadthafen, heute endlich wieder Fisch.

17.06.2013: Ückermünde - Ahlbeck, 40 Km

Ein üppiges Frühstück erwartete uns heute Morgen, es fehlte nichts (doch die Frühstückseier). Aufgrund von Niedrigwasser gab es eine Programmänderung: Die Überfahrt nach Kaminke war nicht möglich, die Wirtin hatte uns auf eine Möglichkeit in Mönkebude hingewiesen. Michael hatte das bereits geklärt und nach anfänglichen Transportproblemen hatte der „Fährmann“ noch ein zweites Boot für die Räder und das Gepäck aufgetrieben.

So kamen wir in den Genuss einer einstündigen Bootsfahrt über das Haff nach Ostklüne. Wurde der erste Bäcker in Stolpe aufgrund des rustikalen Straßenbelages noch übersehen, der nächste Imbiss bei Bossin war unser. Ab Zirchow auf dem Weg nach Korswandt und weiter nach Ahlbeck gab es die schwersten Steigungen der gesamten Tour. Einige Sportfreunde mussten doch längere Fußwege absolvieren.

 

Nach vier Tagen der Einsamkeit, nur wenige Radfahrer, kaum Autos war der „Kulturschock“ beim Erreichen von Ahlbeck doch gewaltig. Viele nutzten die Wartezeit bis zur Rückreise mit ausgiebigen Baden in der Ostsee, anderen fuhren auf der Kurpromenade über Heringsdorf nach Bansin und wieder zurück. Dann die letzten Fischbrötchen und zum Bahnhof, umsteigen in Züssow und weiter mit der RE 18319 nach Berlin zurück.

Mein Fazit:

Rund 240 km – mit tollen Sportsfreunden unterwegs – sehr gute Vorbereitung von Michael. Das hat Lust auf mehr gemacht!